Inoffizieller Ratgeber für Pharma- und MedTech-Professionals
Wissenschaftliche Publikationen
Transparenz und Ausgewogenheit
Obwohl Transparenz und Ausgewogenheit selbstverständlich sein sollten haben manche Firmen in der Vergangenheit unerwünschte Studiendaten in unangemessener Weise dargestellt - mit Hinhaltetaktiken und vorgeschobenen Argumenten verzögert oder die Daten einfach gar nicht bekannt gegeben. Im Hintergrund stand der Versuch, Medikamente als sicherer oder wirksamer erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind - mit dem Ziel von mehr Umsatz und Gewinn. Dies ist absolut nicht statthaft. Hier sind vielmehr Mut, Ehrlichkeit und Offenheit gefragt. Mehr dazu im Editorial von Herausgeber Christian Sachse (PM-Report 11/12) und im British Medical Journal (BMJ 2012;345:e4825).Das "CONSORT Statement"
CONSORT steht für "Consolidated Standards of Reporting Trials" und gibt Empfehlungen, wie randomisierte klinische Studien berichtet werden sollen. Es hilft Autoren, ihre Daten angemessen und transparent darzustellen und zu interpretieren. Konkret beinhaltet das "CONSORT Statement" eine Checkliste mit 25 Punkten und ein Flussdiagramm. Mehr auf www.consort-statement.org.Publikations-Strategie
Soweit es in Ihrem Tätigkeitsbereich ist: Tragen Sie dazu bei, dass klinische Studien zu Ende gebracht und schnell ausgewertet werden - und dass die Daten von Studien so genutzt werden, dass sich idealerweise ein regelmäßiger Strom von relevanten wissenschaftlichen Veröffentlichungen ergibt. Hier eine Auswahl:- Artikel über Design und Zweck der Studie im Vorfeld
- Abstract
- Original-Artikel
- Editorial oder Kommentar zum Originalartikel
- Subgruppen-Analysen oder Follow-up-Daten
- Meta-Analysen
- Übersichts-Artikel ("Review Article")
Manche Firmen geben auch eine schmale Broschüre heraus, meist "Praktischer Ratgeber" oder "Pocket Guide" genannt, der in die Kitteltasche des Arztes passt und meist gut akzeptiert wird.
Die obigen Aktivitäen können ergänzt werden durch Kongress-Berichte, die von einem Medical Writer oder einem Fachjournalisten geschrieben wurden. Wenn die Publikations-Strategie in den Verantwortungsbereich des Medical Advisors fällt, so ist er in großen Konzernen Mitglied eines "Publication Teams". In der Realität ist er meist der alleinige "Publication Manager". In diesem Zusammenhang gibt der Medical Advisor Hilfestellungen, schlägt Übersichtsartikel vor, erinnert säumige Autoren und koordiniert alle Aktivitäten. Meist wird dieser wichtigen Tätigkeit die geührende Anerkennung versagt, da manche Produktmanager oder die Geschäftsleitung nicht ahnen, wie viel Arbeit hinter einer guten Publikation steckt. Manche Firmen kooperieren bei Publikationen mit externen Medical Writern, die einem viel Arbeit abnehmen können (siehe nächster Abschnitt).
Formulierungshilfen
Ein guter Medical Advisor oder Medical Writer kann den Autoren Hilfe bei der verbalen Formulierung und der Gliederung des Manuskriptes anbieten. Der Medical Advisor achtet mit darauf, dass die wissenschaftlichen Sachverhalte an einer Stelle des Manuskriptes in kurzen, bejahenden Sätzen prïägnant zum Ausdruck kommen, vorzugsweise in der "Zusammenfassung" oder den "Schlussfolgerungen". Daraus ergeben sich dann gut zitierbare und gut verwendbare Aussagen für Broschüren und Dokumente des Marketing.Sonderdrucke
Sobald klar ist, dass ein Manuskript in einer Zeitschrift akzeptiert wurde, sollte das Unternehmen den Verlag kontaktieren und über die Konditionen für eine ausreichende Zahl von Sonderdrucken ("Reprints") verhandeln - vorzugsweise mit dem jeweiligen Titelblatt des Journals auf der ersten Seite. Hinweis: Wenn Sie einfach den Originalartikel hundert oder tausendmal kopieren, stellt dieses eine Verletzung des Copyrights dar, was Ihrem Unternehmen teuer zu stehen kommen kann.Ermuntern Sie das Marketing und den Außendienst, die Sonderdrucke schnell und großzügig zu verteilen, da sie durch Lagerung nicht besser, sondern unattraktiver werden. Man kann die Sonderdrucke auch am Stand von Kongressen abgeben oder diese bei Workshops den Teilnehmern zur Verfögung stellen. Manche Firmen legen die Sonderdrucke dazu in eine entsprechend gestaltete Mappe ("Carrier"), auf der die zentralen Aussagen der Studie noch einmal zusammengefasst sind.
Literatur-Service
Wenn der Medical Advisor im europäischen oder globalen Headquarters eines Unternehmens arbeitet, ist er meist für den wissenschaftlichen Literatur-Service verantwortlich, der in englischer Sprache an die nationalen Niederlassungen ("Literaturservice für die Länder") verteilt wird. Dies beinhaltet das Sichten der aktuellen internationalen Literatur, das Auswählen interessanter Beiträge sowie das Schreiben einer auswertenden Zusammenfassung. Wenn der Medical Advisor in einem deutschsprachigen Land arbeitet, beinhaltet dies oft auch die Übersetzung relevanter Passagen in die jeweilige Sprache.Literaturzirkel
Manche Firmen haben einen monatlichen "Literaturzirkel", der vom Medical Advisor moderiert wird und auf dem beispielsweise die "Publikation des Monats" ("Publication of the Month") und deren Bedeutung für das Unternehmen diskutiert wird.Weiter im Buch blättern
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